VB-Andacht / V 2002.2 - Stand: 14.02.2002

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Was eine Pfarrerin vom Volleyball lernen kann...Eine Andacht
mit dem Thema Volleyball
Eine Handvoll Gedanken von Pastorin Sylvia Wiederspahn für ihre Gemeinde
nach dem Sieg des SV Bayer Wuppertal gegen den VfB Friedrichshafen in der Saison 2000/2001

Fast taub bin ich heute vom Bundesligaspiel zuhause angekommen. Bayer Wuppertal gegen VfB Friedrichshafen. Platz 1 gegen Platz 2 im Volleyball. Die Bayerhalle tobte, standing ovations für die Sieger Wuppertal. 35.- DM haben wir als Familie für den Eintritt bezahlt - und das nicht zum ersten - oder letzten Mal. Eine gute Atmosphäre in der Halle, ein angenehmer Sitzplatz, tolle Musik und viele Fans, die mit ihren Trommeln die Stimmung anheizen.

Ich sehe meine Freundin sitzen (wusste ich, dass sie Volleyball-Fan ist??), heute morgen haben wir uns noch im Gottesdienst gesehen. Sie ist eher ruhig, zurückhaltend, mit einem großen Herzen.
Hier in der Bayerhalle wird sie lebendig, klatscht, ruft, engagiert sich.

Was ist da passiert?

Und wen sehe ich da noch sitzen - mitten im Fanclub? Sie ist meistens cool, immer lässig, eine kritische Begleiterin kirchlicher Arbeit. Hier beim Volleyball ist sie anders: ohne Bedenken, ganz dabei.

Was ist da passiert?

Unterschiedliche Menschen identifizieren sich mit einer Mannschaft. Mit Bayer Wuppertal. Das ist ihr Verein, der Sieg ist ein Stück weit ihr Sieg.

Alle, die dabei waren – ich auch – haben das Gefühl:

Wir haben etwas zum Sieg 3:1 beigetragen. Wir haben geklatscht, mit den Füßen getrommelt, haben die Mannschaft unterstützt. Der Oberfan am Mikrophon hat ja schon am Anfang deutlich gemacht: wir brauchen eure Unterstützung! Steht auf für Bayer Wuppertal!

Sie brauchen nicht unser Geld (wie gesagt 35.- DM!!! Ganz schön teuer!) davon hat er nicht geredet. Sie brauchen mich, die anderen. Es ist ein Heimspiel: alle wissen, wie wichtig da die Unterstützung ist.

Warum ich Ihnen das heute erzähle?

Weil mir wieder einmal deutlich geworden ist, was Identifikation bewirken kann. Und eine Vision: die Vision, Wuppertal könnte gewinnen und sie brauchen mich dazu – diese Idee bewegt die Menschen, dafür zahlen sie sogar! Und wir identifizieren uns mit der Stadt und dem Verein: Bayer Wuppertal ist meine Mannschaft. Das bringt Bewegung. Das verändert. Ein Heimspiel ohne Publikum – ein Albtraum für jede Mannschaft.

Wenn die Fans den Verein verlassen – so geschehen oft genug beim Fußball – ist es das Ende.

Vision und Identifikation – das zu vermitteln sind unsere Aufgaben als Kirche. Und so steht's auch in der Bibel: "So spricht Christus: Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt, dass ihr hingeht und Frucht bringt!"

Christus hat uns beauftragt, in alle Welt zu gehen, von unserem Glauben zu erzählen und von der Liebe Gottes, die uns das Leben leicht macht. Unsere Vision heißt: gerechte Lebensbedingungen für alle und Fairplay untereinander. Das wollen wir leben und weitergeben, weil es gut ist und gut tut. Hingehen und Frucht bringen, heißt es bei Jesus. Das könnte die Frucht sein, die das Vertrauen auf Gott bringt: Begeisterung auslösen, diese Vision weiterzugeben und Identifikation zu schaffen.

Nicht einfach die Tagesarbeit tun – auch das muss sein.

Aber darüber hinaus soll uns Begeisterung für unseren Glauben tragen und Überzeugung. Wie beim Volleyball.

Und wenn wir das an andere weitergeben, also hingehen und davon erzählen, was uns begeistert, was Quelle und Grund unseres Lebens ist und was es uns im Leben bedeutet – wenn wir also Herz und Leidenschaft und Engagement wie die Bayerfans zeigen, dann bleiben die Früchte nicht aus, verspricht uns Jesus.

In diesem Sinne wünsche ich uns jeden Sonntag im Gottesdienst ein begeistertes Heimspiel, kreativ, voller Ideen, so abwechslungsreich und spannend wie gestern das Bundesligaspiel. Damit wir unsere Vision von ev. Kirche deutlich machen und so Christus dienen.


zur Person:

Sylvia Wiederspahn
ist Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Vohwinkel

Email: wiederspahn@ev-kirche-vohwinkel.de

PS: Danke, das du mir die Genehmigung zur Veröffentlichung gegeben hast, Schranni


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